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Vergeben und Verzeihen? – Was davon für eure Beziehung entscheidend sein kann, um einen Vertrauensbruch zu verarbeiten

  • Autorenbild: Anja Schwenke
    Anja Schwenke
  • 23. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit
Vergeben und Verzeihen? – Was davon für eure Beziehung entscheidend sein kann, um einen Vertrauensbruch zu verarbeiten

Wenn in einer Beziehung ein Vertrauensbruch passiert, sei es eine Affäre, Lügen oder eine Verletzung durch Worte oder Handlungen, dann werden auch oft Worte mit dem Wunsch gewechselt wie:


Kannst du mir (nochmal) verzeihen?


Doch viele Menschen merken nach einiger Zeit, dass ein „Ja“ nicht automatisch den ersehnten Frieden bringt. Warum ist das so? Weil Verzeihen und Vergeben nicht dasselbe sind.


Diese beiden Schritte gehören zusammen, aber sie folgen einer unterschiedlichen inneren Logik und zeitlichen Dynamik.


Ich versuche es mal Schritt zu erklären und widme mich erstmal der Definition der beiden Wörter:


Was bedeutet Verzeihen?

Verzeihen ist ein bewusster, rationaler Akt. Es ist eine Entscheidung, die oft aus dem Bedürfnis entsteht, die Beziehung zu schützen oder weiterzuführen.


Beim Verzeihen sagst du im Kern:

„Ich entscheide mich bewusst, dir diesen Fehler nicht immer wieder vorzuhalten.“

Verzeihen bedeutet:


  • den Konflikt nicht endlos weiterzuführen

  • den Fehler nicht als Machtinstrument zu nutzen

  • nicht in Dauervorwürfen, Rückblicken oder Kontrollen zu leben


Wichtig also: Verzeihen kann stattfinden, auch wenn der emotionale Schmerz noch da ist. Es stoppt zwar die äußere Eskalation, und gleichzeitig kann es sein, dass es noch keinen inneren, emotionalen Frieden gibt.


Was bedeutet Vergeben?

Vergebung ist ein emotionaler Prozess. Während Verzeihen eine Entscheidung ist, ist Vergebung ein innerer Wandel, ein Gefühl. Vergebung entsteht, wenn das Nervensystem wieder Sicherheit fühlt und der emotionale Schutzmodus sich wieder lösen kann.


Vergebung bedeutet:

„Die Verletzung gehört zu meiner Vergangenheit, nicht mehr zu unserer Gegenwart.“

Vergeben heißt:


  • der innere Vorwurf verliert seine Kraft

  • das Gefühl von Bedrohung löst sich

  • Nähe wird wieder möglich

  • Vertrauen kann neu wachsen


Vergeben kann man nicht erzwingen. Es entsteht, wenn die Voraussetzungen stimmen, besonders durch zurückgewonnene Sicherheit, echte Reue und wiederholtes, vertrauenswürdiges Verhalten.


Kurz zusammengefasst

Dimension

Verzeihen

Vergeben

Art

Entscheidung

Gefühl / Prozess

Tempo

häufig früh möglich

braucht Zeit

Wirkung

Konflikt beruhigt sich

Beziehung heilt emotional

Innerer Zustand

Akzeptanz

Frieden

Voraussetzung

Einsicht

gelebte Veränderung + Sicherheit

Beziehungsebene

„Wir machen weiter“

„Wir sind wieder verbunden“


Das Dilemma


Viele Paare glauben oft, dass mit dem Verzeihen automatisch Vergebung folgt. Doch:


Ohne erlebte Veränderung gibt es keine Vergebung. Ohne Verantwortung gibt es kein echtes Verzeihen. Das spürt der jeweilige andere Mensch:


  • „Ich hab mich doch entschuldigt…“

  • „Wie lange willst du noch darüber reden?“

  • „Du musst auch irgendwann loslassen.“


…das kann dazu führen, dass sich die andere Person unter Druck gesetzt fühlt, und sich eine oder beide Personen emotional zurück ziehen oder der Konflikt weiter ausgetragen wird.


Wie gelingt also der Weg von Verzeihen zu Vergebung?

Hier ein paar Impulse und Fragen, die Euch dabei helfen können, einen Schritt nach dem anderen zu tun. Mehr dazu findet ihr auf meinen Beitrag zu "Affäre verarbeiten: So findest Du nach dem Vertrauensbruch wieder Vertrauen und Nähe":


Verantwortung statt Rechtfertigung

Die verletzende Person sollte klar benennen und kommunizieren können:

  • Was genau war verletzend?

  • Was bereue ich?

  • Was habe ich daraus gelernt?


Sicherheit durch Verhalten, nicht Worte

Regelmäßige Verlässlichkeit stärkt Vertrauen mehr als jede Entschuldigung. Ehrlich gemeinte und gewollte Angebote und Taten, offene Kommunikation und verbindende Nähe, stärken den Prozess.


Anerkennung des Schmerzes

Nicht: „Jetzt musst du mal aufhören, darüber nachzudenken.“

Sondern: „Ich verstehe, dass es Zeit braucht. Ich bleibe.“


Raum für Emotionen

Vergebung entsteht, wenn Gefühle gefühlt werden dürfen, nicht, wenn sie unterdrückt werden sollen. Es geht also auch um loslassen können und das hier und jetzt anzunehmen.



Fazit

Ihr müsst nicht sofort vergeben. Ihr müsst nicht vergessen. Ihr müsst nicht so tun, als wäre nichts passiert.


Und Ihr könnt: den Weg zurück zueinander gehen. Schritt für Schritt. Verzeihen ist der Start. Vergeben ist das Ziel. Dazwischen liegt ein Prozess und es braucht Zeit.


Möchtet ihr diesen Weg nicht allein gehen, um einen Vertrauensbruch verarbeiten?


In meiner Praxis für Paartherapie in Berlin-Lichtenberg begleite ich Paare dabei, nach einem Vertrauensbruch Klarheit, Stabilität und emotionale Verbindung wieder aufzubauen.


Buche jetzt Euer Erstgespräch – und beginnt den Weg zurück zu Vertrauen und Verbundenheit.


 
 
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